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10.09.2025 · Peter Bernscherer · Auf Facebook teilen · Auf X (Twitter) teilen
Digitale Teilhabe als Schlüssel zur Bildungsgerechtigkeit
Anmerkungen zur aktuellen OECD-Bildungsstudie
Artikel im Standard dazu www.derstandard.at/story/3000000286961/wo-das-bildungssystem-nachhilfe-braucht
Die neuesten Zahlen der OECD-Bildungsstudie bestätigen einmal mehr, was wir als Verein "PCs für alle" seit Jahren beobachten: Bildungschancen werden in Österreich noch immer stark vererbt. Was der Bericht jedoch nur am Rande erwähnt, ist die zentrale Rolle der digitalen Ausstattung bei der Perpetuierung dieser Ungleichheit.
Die übersehene digitale Dimension
Während Bildungsminister Wiederkehr zu Recht 65 Millionen Euro für Schulen mit besonderen Herausforderungen bereitstellt, fehlt in der Diskussion ein entscheidender Aspekt: der gleichberechtigte Zugang zu digitaler Technologie. Unsere Erfahrung zeigt, dass Kinder aus bildungsfernen Schichten oft nicht nur weniger Unterstützung beim Lesen und Schreiben erhalten, sondern auch keinen adäquaten Zugang zu Computern und Internet haben.
Die Tatsache, dass 31 Prozent der Erwachsenen in Österreich schlecht lesen können, verschärft sich durch mangelnde digitale Kompetenzen. In einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt reicht es nicht mehr aus, nur die klassischen Grundkompetenzen zu fördern – digitale Bildung muss von Anfang an mitgedacht werden.
Unsere Forderungen:
Digitale Grundausstattung für alle: Jedes Kind sollte Zugang zu einem funktionsfähigen Computer haben – nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause. Die aktuelle "Digitale Schule"-Initiative ist ein Schritt in die richtige Richtung, greift aber noch zu kurz.
Elternarbeit im digitalen Bereich: Wenn Bildung stark vererbt wird, müssen wir auch die Eltern mitnehmen. Wir brauchen niederschwellige Angebote für digitale Grundbildung, die sich an Erwachsene mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen richten.
Berufsnahe digitale Weiterbildung: OECD-Experte Schleicher hat recht – Menschen wollen nicht in schulähnliche Umgebungen zurück. Digitale Kompetenzen müssen direkt am Arbeitsplatz vermittelt werden, wo sie unmittelbar anwendbar sind.
Quereinsteiger unterstützen: Die steigende Zahl von Quereinsteigern in den Lehrberuf bietet auch Chancen für mehr digitale Kompetenz in den Schulen. Viele bringen praktische IT-Erfahrungen mit, die das traditionelle Bildungssystem bereichern können.
Ein Appell an die Politik
Die geplanten 65 Millionen Euro sind wichtig, aber sie sollten gezielt auch für digitale Infrastruktur und Kompetenzvermittlung eingesetzt werden. Bildungsgerechtigkeit im 21. Jahrhundert ist ohne digitale Teilhabe nicht denkbar.
Als Verein "PCs für alle" stehen wir bereit, unsere Erfahrung in diese wichtige Diskussion einzubringen. Denn eines ist klar: Ohne gleichberechtigten Zugang zur digitalen Welt werden die Bildungsschere und die Vererbung von Bildungschancen nur noch größer.